Rebsorte: Neuburger
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Neuburger

Nie gehört oder was ist das für ein Unwein? Nun ja – 1955, als der Staatsvertrag gemacht wurde, war der beste Wein Österreichs der Neuburger. Das Aushängeschild des Weinlandes, der als „Staatsvertragswein“ Geschichte gemacht hat. Was geschieht dann? Die Winzer sind begeistert und setzen Weingarten um Weingarten, um an dem Boom teilzuhaben. In dieser Zeit war der Gegenwert für 2 Liter Neuburger eine Maurerstunde. Vier bis fünf Jahre später war eine Masse an Neuburger auf dem Markt, aber der Konsument variierte damals schon nach dem Motto „Den Neuburger kenne ich, jetzt probiere ich den kommenden Star, den Müller Thurgau“. Das Interesse der Kunden erlahmte. Der Preis des Neuburgers sank und somit auch das Bemühen der Winzer. Kriegt man für eine Sorte wenig Geld, warum soll man sich dann bemühen? Die Qualität verflachte, was dazu führte, dass Weinkenner überhaupt die Sorte wechselten. Ein großer Wein starb ab. Das war übrigens mit seinem Nachfolger, dem Müller Thurgau, gleich. Auch dem Muskat Sylvaner traf das gleiche Schicksal – den musste man so um 1960 bis zur letzten Wurzel radikal ausrotten. Ab 1980 nannte man den Muskat Sylvaner – Sauvignon Blanc und dann wurde er zu einem Leader.

Die Geschichte des Neuburgers: Der Neuburger wurde als Rebbündel in Spitz (Wachau) angeschwemmt – von Bayern? Oder ist die Donau damals verkehrt geflossen? Gut, die Eltern sind eindeutig die Sorten Roter Veltliner, autochthon wie auch der Sylvaner. Es sind offensichtlich zwei heimische Weinsorten in die Donau zur Vermählung gesprungen.

Der Neuburger ist heute selten zu finden und Winzer, die sich der Mühe unterziehen, einen Neuburger mit der gleichen Aufmerksamkeit wie einen Cabernet zu pflegen, erreichen Ergebnisse, die höchsten Ansprüchen gerecht werden. Der Neuburger bietet 3 Typzitäten. Als Jungwein gering im Alkohol herrlich erfrischend, ein würziger Blütenkorb. Als reifer Wein gelesen ist er zustäzlich nussig (Mandelaromatik). Als hoher Prädikatswein gering in der Säure und ein „schwerer Wein“. Es kommt hier auf den Mut und die Mühe des/der Winzers/Winzerin an. Der Wein kann eine absolute Freude sein. Dazu wie oben: Der Aufwand für einen Spitzen Cabernet wird honoriert, aber für eine Randsorte kaum. Es bedarf an Individualisten, die sich dieser Sorte annehmen.