Die symbolische Bedeutung des Weines als Genuss- und Nahrungsmittel zieht sich durch viele Religionen der Welt. Und dass der Wein auch im „Buch der Bücher“ einen besonderen Stellenwert hat, beweisen über 500 Bibelstellen des Alten und Neuen Testaments.
Das erste Mal wird der Weinbau in Genesis 9,20 erwähnt. Hier pflanzte Noah als erster Ackerbauer einen Weinberg. Nach dem Genuss des Weines liegt Noah nackt in seinem Zelt. Sein jüngster Sohn Ham (der Vater Kanaans) sieht dies, unternimmt aber nichts dagegen. Jafet und Sem hingegen, die beiden älteren Söhne Noahs, decken die Blöße ihres Vaters zu. Als Noah erwacht und davon erfährt, spricht er den Fluch über Kanaan … Kein allzu glorreicher Anfang für die Geschichte des Weines in der Bibel. Andererseits ist Noah angeblich 950 Jahre alt geworden … ob man das auf die heilkräftige Wirkung des Weines zurückführen kann?
Richtlinien, Anweisungen und Ratschläge, wie mit dem Genuss des Weines umzugehen ist, entnimmt man beispielsweise dem Buch Jesus Sirach:
Der rechte Umgang mit Frauen: 9.9: Streck dich nicht mit einer Verheirateten zum Weingelage hin, sitz nicht berauscht mit ihr zusammen, damit du ihr nicht dein Herz zuneigst und verblutend ins Grab sinkst.
Das Benehmen bei Tisch 31,12-3213 25: Auch beim Wein spiele nicht den starken Mann! Schon viele hat der Rebensaft zu Fall gebracht.
27: Wie ein Lebenswasser ist der Wein für den Menschen, wenn er ihn mäßig trinkt. Was ist das für ein Leben, wenn man keinen Wein hat, der doch von Anfang an zur Freude geschaffen wurde?
29: Kopfweh, Hohn und Schimpf bringt Wein, getrunken in Erregung und Zorn.
30: Zu viel Wein ist eine Falle für den Toren, er schwächt die Kraft und schlägt viele Wunden
In Maßen genossen gilt der Wein also als Lebenselixier, doch wehe dem, der zuviel des Rebensaftes zu sich nimmt.
Im 2. Samuel wird der Wein eingesetzt, um leichter zu töten. So befiehlt Absalom, dass seine Diener den Amnon erschlagen sollen, wenn er betrunken ist. Und Lot`s Töchter, die mit ihrem Vater nach der Zerstörung von Sodom und Gomorra in einer Höhle lebten, geben ihrem Vater Wein, damit sie „bei ihm liegen können und Kinder bekommen“.
Im Tempel der Priester waren immer große Mengen Wein vorhanden, da von den Weinbergen der Zehnte an den Tempel ging. Er wurde in der Regel vom jungen Wein gebracht, über den Aufseher gesetzt wurden (1.Chronik 9,29).
Aus der Zeit Esra erhalten wir einen kleinen Einblick, wieviel Wein im Tempel verbraucht wurde. Als Esra nach Jerusalem zog, um im Tempel zu opfern, gab ihm Artaxerxes die Vollmacht bis zu hundert Bat Wein für das Opfer zu beziehen. Gar nicht so wenig, wenn man bedenkt, dass hundert Bat für ca. 2200 Liter stehen.
Bei vielen Völkern gab es eigene Weingötter, zum Beispiel den Baccus bei den Römern und den Dionysos bei den Griechen, oft auch im Zusammenhang mit Liebe, Lebensfreude, Fruchtbarkeit und ausgelassenem Trinkgenuss. Ein zentraler Glaubenspunkt der römisch-katholischen Kirche ist die Umwandlung von Brot und Wein in Christi Fleisch und Blut im Rahmen der Eucharistie. Die Bereitung von Messwein war deshalb von Anfang an unverzichtbar für die Ausübung der Messe
Was geschieht, wenn man den Weinberg vernachlässigt, wird in den Sprüchen Salomos schön geschildert. „Am Acker eines Faulen kam ich vorüber und am Weinberg eines Menschen ohne Verstand. Und siehe, er war ganz in Nesseln aufgegangen, seine Fläche war mit Unkraut bedeckt, und seine steinerne Mauer eingerissen. Und ich schaute es, ich nahm es mir zu Herzen. Ich sah es, nahm mir daraus die Lehre: Noch ein wenig Schlaf, noch ein wenig Schlummer, noch ein wenig Händefalten, um auszuruhen, – und wie ein Landstreicher kommt deine Armut, und dein Mangel wie ein unverschämter Mann.“
Zu den wohl bekanntesten Stellen zählt das (übrigens erste) Wunder Jesus, bei dem er bei der Hochzeit zu Kana Wasser in Wein verwandelt haben soll. Die Rede ist hier von sechs steinernen Wasserkrügen, von denen jeder zwei bis drei „Maß“ fasste. Da ein Maß etwa 40 Litern entspricht, fasste jeder Krug ca. 80 bis 120 Liter. Das würde also bedeuten, dass Jesus 480 bis 720 Liter Wein anlässlich dieser Hochzeit erzeugt hat …
Manche fragen sich jetzt zurecht, ob Jesus hier wohl verantwortungsbewusst gehandelt hat. Er hat, wenn man den Wein hier als Hinweis auf die kommende messianische Heilzeit verstehen will. Der Kirchenvater Hieronymus soll einmal von einem Spötter gefragt worden sein, wie lange der Wein von Kana wohl gereicht habe, worauf der weise Kirchenvater antwortete: „Wir leben heute noch davon.“ (von Sepp Baldrian)