Die Geschichte: wir leben in der Zeit der Masse und Menge – und nicht nur der wirtschaftliche Druck zwingt zum Nivellieren. Die am Markt durch den Preisdruck notwendige standardisierte Most- und Weinbehandlung geht zu Lasten der Individualität. Natürlich kann man Weine aus Großlagen wie der Wachau gegenüber Gols differenzieren, aber mit Terroir hat das wenig zu tun.
Das Modell von Winzer Georg Sommerbauer geht einen anderen Weg: Perchtoldsdorf besitzt etwa 100 Hektar gesamt an Weinbaufläche. Nicht so wenige einzelne Betriebe in Österreich verfügen über ähnliche Größen wie dieser Ort gesamt. Die Lagen des Ortes sind maximal 2 Kilometer von einander entfernt, also in kleinsträumigen Strukturen: kann man hier Terroir überhaupt schmecken? Georg Sommerbauer kultiviert den Neubuger auf folgenden Rieden:
Riede Falschen
Schluffiger Lehm mit mittlerem Sandgehalt überdeckt eine dicke Schicht von Ton und Tegel aus Meeressedimenten. Der Boden ist tiefgründig und wechselfeucht. Die Humusauflage ist ein mittlerer Mull, der Hang ist nach Südsüdost geneigt. Die Anlage knapp 50 Jahre alt.
Fazit: Säurebetont mit eher Birnentönen, ein untypischer Neuburger mit erkennbarem Potential.
Riede Winterhagenau 1 [&] 2
Kalkschiefer überdeckt von Ton und Mull. Mittelgründig und wechselfeucht neigt sich dieser doch kalkhaltige Grund nach Nordnordwest. Ein Garten ist etwa 25, der andere 35 Jahre bestockt. Der Erntezeitpunkt ist im Reifezeitpunkt unterschiedlich und ist zumeist mit 2-3 Wochen Abstand gewählt.
Fazit Winterhagenau 1: Mandel- Karamell und Honignoten, ein Wein der große Trinkfreude durch das ausgewogene Säure- und Zuckerverhältnis vermittelte.
Fazit Winterhagenau 2: Mit zarten herrlichen Apfeltönen, zu jung zum Trinken.
Sommerhagenau
Der Gegenhang zur Winterhagenau ist stark kalkhaltig. Auf einem Kalkschiefer-Fundament liegt Lockersediment und Braunerde. Mittelgründig und wechselfeucht, mit einer Humusschicht von Mull, ist der Weingarten Südsüdost exponiert. Auch diese Anlage ist mit ihren circa 35 Jahren bereits „erwachsen“.
Fazit: Bananen Mango mit nur einem Hauch von Apfeltönen.
Riede Hochberg
Beinahe im Zentrum von Perchtoldsdorf haben sich auf einem Massiv von Kalksandstein Lagen von Lehm und Ton abgelagert. Der hohe Kalkgehalt und der mäßig trockene Boden prägen diese Lage. Der Weingarten wurde 2016 neu ausgesetzt und hängt nach Ostsüdost. Der mittelgründige Boden ist von einer eher dünnen Humusschicht aus Mull bedeckt. Bei diesen Weingarten wir die erste Ernte 2019 erwartet.
Um ein schlüssiges Bild zu liefern, wurde der Erntezeitpunkt aufgrund unterschiedlicher Reife so gewählt, dass alle Weine eine ähnliche Reife aufwiesen.
Ergebnis
Gesamt – es präsentierten sich 4 völlig verschieden Weine – der Grundzug des Neuburgers blieb erhalten, aber jeder Wein hatte eine eigene starke und differenzierte Persönlichkeit. Georg Sommerbauer bestimmte bei allen den gleichen Reifezeitraum (nach der Mostwaage).
Fazit: Terroir kann die größte Vielfalt an Geschmackstönen ergeben. Jeder der beteiligten Fachkoster war erstaunt und es folgte eine rege Diskussion über die dieses Spektrum der Geschmacksimpressionen, die fast unglaublich wirkten. Schade nur, dass diese Fülle und diese unglaubliche Bereicherung von Geschmackstönen ein einmaliges Erlebnis bleiben wird. Die Mengen von 500 Liter pro Weingarten und der dazu nötige gewaltige Aufwand stehen in keinem Verhältnis zur Wirtschaftlichkeit. 20 Euro wäre der Mindestpreis pro Flasche für einen Neuburger – sollten Sie aber die Möglichkeit haben in Wien zu sein würde sich der Besuch von Georg Sommerbauers Heurigen in Perchtoldsdorf lohnen. Rufen Sie vorab Georg Sommerbauer an ob er Zeit und Lust für eine Probe der 4 Weine hat. Wenn Sie ein ganz tiefes Interesse haben, ersuchen Sie Sommerbauer um Zusendung der 4 Proben – per Versand.