Weingut Günter Gangl

Der Seewinkel steht unangefochten an der Spitze im Bereich der Edelsüßweine. Das wird weltweit durch unzählige internationale Auszeichnungen belegt. Doch dieser Ruf verdeckt oft, was Illmitz alles zu bieten hat. Das besondere Mikroklima begünstigt die Reife der Trauben und scheint wie geschaffen für den Weinbau nach „Bilderbuch“-Art. Die Natur in Illmitz und der Seewinkelregion bieten darüber hinaus etwas Besonderes: Nachabsenkungen, kühle Winde und Frosttage, die die Basis für fruchtbetonte Weine in höchster Qualität sicherstellen.

Günter Gangl war von den Möglichkeiten des Weinbaus in seiner Region derart fasziniert, dass er sich fragte: Warum nicht auch fruchtbetonte Weine mit herbem Charakter keltern, wenn es die Natur der Region ermöglicht? Dies war keine völlig neue Idee, denn das damalige Deutsch-Ungarn (heute Burgenland) und insbesondere Illmitz waren einzigartige Weininseln, in denen Sorten wie der weiße Kadarka oder der Lindenblättrige (Hárslevelü) eine herausragende Stellung einnahmen und bei königlichen Tafeln und im Adel hoch geschätzt wurden.

Der Weg der Familie im Weinbau ist einzigartig und sollte unbedingt erlebt werden. Von herrlich fruchtbetontem Welschriesling und würzigem Grünen Veltliner über kraftvolle Weißburgunder und grasige Sauvignon Blancs bis hin zu zarten Gelben Muskatellern, Zweigelt und Merlot. Der Chardonnay profitiert vom besonderen Klima und der Philosophie der Familie Gangl, die Natur ihre Arbeit tun zu lassen – ein Wein, der mit seiner Harmonie einfach Freude bereitet. Auch das Spektrum der Edelsüßen Weine der Familie Gangl ist bemerkenswert. Trotz dieses breiten Angebots ist der Weinbau der Familie kein Großbetrieb. Vielmehr ist der Betrieb und die Fläche auf den Zeitaufwand für hochwertige Weine ausgerichtet, wobei Handarbeit und Sorgfalt der Familie den Betrieb prägen.

Insgesamt bieten die Gangls eine der ungewöhnlichsten Weinauswahlen, die auch im Gästehaus der Familie erlebt werden kann. Bei den Gangls ist vieles anders. Der Sohn Tommy war von dieser Art des Weinbaus so fasziniert, dass er die HLBA Klosternburg besuchte und nun Bodenkunde studiert – nicht für den Titel oder eine Karriere in der Weinwirtschaft, sondern um mit noch mehr Wissen die Natur und diese besondere Region in seinem überschaubaren Winzerbetrieb weiterzuentwickeln. Ein Beispiel dafür ist die vergessene und in Österreich zugelassene Sorte Bouvier, die Tommy Gangl wiederbeleben möchte. Bouvier, von Charles Bouvier, einem Schweizer, für eine österreichische Großkellerei selektiert, ist im Grunde ein herrlich zarter Wein mit einer Symphonie frühlingshafter Aromen, der jedoch auch ideal für Süßweine geeignet ist und daher in Vergessenheit geraten ist.

Tommy Gangl startete daher 2023 ein ungewöhnliches Projekt – die Wiederbelebung des Bouvier in seiner reinen Form. Das Projekt wird über Websites wie https://weingenusswelt.at/ begleitet und umfasst den gesamten Prozess vom Weinberg über die Reifung bis hin zur Fertigstellung des Weins. Spannend ist, dass der Bouvier eine frühreife Sorte ist, aber für Tommy Gangl geht es bei diesem Projekt nicht nur um einen Jungwein, sondern um die vollständige Entfaltung nach den Gesetzen der Natur.